Allgemeines

Habicht-Weibchen mit Kennring auf einem Berliner Friedhof. <i>(Foto: Jutta Mann)</i>

Diesjähriges Habicht-Weibchen auf einem Berliner Friedhof.
(Foto: Jutta Mann)

Im Stadtgebiet von Berlin brüten derzeit ca. 100 Brutpaare von Habichten. Die Brutreviere befinden sich einerseits in den Berliner Forsten in den Stadtrandgebieten, anderseits brüten Habichte mit steigender Tendenz in den Parkanlagen, auf Friedhöfen, Privatgrundstücken und selbst in begrünten Innenhöfen in zentraler Stadtlage. Dabei profitiert die Art u. a. von der ganzjährigen Verfügbarkeit der Stadttaube als Hauptbeute im städtischen Bereich, Industrieanlagen und urbaner Infrastruktur (Bahnhöfe, Einkaufszentren etc.) und der Häufigkeit weiterer potentieller Beutetiere.

Detailierte Informationen zum Habicht finden Sie bei Wikipedia und auf einer Präsentation zu Habichten in Berlin der AG Greifvogelschutz Berlin-Bernau des NABU Landesverband Berlin.

 

Beringung der Habichte

Seit Anfang der 1980er Jahre werden die Nestlinge der Habichte in Berlin von ehrenamtlichen Mitarbeitern der Vogelwarte Radolfzell systematisch mit Ringen dieser Vogelwarte beringt. Aktuell sind auf dem Stadtgebiet von Berlin drei Beringer mit einer Ausnahmegenehmigung der Senatsverwaltung zur Beringung von Habichten aktiv, deren Arbeitsbereich den Nordwesten, Südwesten und den Ostteil der Stadt umfasst. Jährlich werden ca. 150 Nestlinge aus 50-60 erfolgreichen Bruten beringt.

Beringtes adultes Habicht Männchen in Berlin/Schöneberg. <i>(Quelle: Wikipedia, Foto: Norbert Kenntner)</i>

Habicht-Männchen in Berlin/Schöneberg.
(Foto: Norbert Kenntner)

Bisherige Beringungsergebnisse

Die bisherigen Erkenntnisse aus der Beringung der Berliner Habichte bestätigen mit Wiederfunden von i. d. R. < 30 km die hohe Standorttreue und machen diese Art besonders attraktiv zur Dokumentation einer zunehmenden Verstädterung von Wildtieren, wie auch eines Spitzenprädators, der vom Struktur- und Artenreichtum urbaner Bereiche profitiert.

 

Horstkontrollen

Die bekannten Brutplätze der Habichte werden von den Beringern und deren Helfern im März/April vor der Belaubung der Bäume kontrolliert, um die Anwesenheit der Habichte, das Alter der Brutvögel und den aktiven Horst fest zu stellen. Aus der Berliner Bevölkerung werden zusätzlich jedes Jahr neue Brutplätze oder anwesende Reviervögel von Habichten gemeldet. Die Kenntnisse der Brutreviere und Horstbäume, inkl. Wechselhorste, ist zwingend notwendig, um auch Baumpflegearbeiten und -fällungen im Horstbereich dieser nach dem Bundesjagdgesetz und Bundesnaturschutzgesetz streng geschützten Art zu vermeiden.

 

Beringung der Nestlinge

Die Habichte werden ab Mitte Mai in einem Alter von ca. 2-5 Wochen nach dem Schlupf mit konventionellen Kennringen der Vogelwarte Radolfzell beringt. Aufgrund des ausgeprägten Sexualdimorphismus bei Habichten bekommen die Geschlechter unterschiedliche Ringgrößen. Bei der Beringung werden das Gewicht, die Flügellänge und das Geschlecht der Nestlinge protokolliert. An brutbiologischen Parametern werden weiterhin der Bruterfolg der Revierpaare, die Anzahl der Nestlinge, Art des Horstbaums und das Alter des Horstes erfasst.

 

Ringablesung/-Dokumentation (KT 1553) eines vorjährigen Habichtweibchen durch Naturfotografen vom 22.02.2012 auf einem Berliner Friedhof. (Foto: Thomas Krumenacker). Der Ring der Vogelwarten ist häufig durch Reflexionen überstrahlt, die einseitige Kombination nur selten komplett erkennbar. <i>(Foto: Thomas Krumenacker)</i>

Ringablesung eines Habichtweibchen.
(Foto: Thomas Krumenacker)

Wiederfunde/Ringablesungen

Die Meldungen von Wiederfunden beringter Habichte beschränkte sich im wesentlichen auf Funde tödlich verunglückter oder verletzter Habichte, da die gravierte Codierung der Aluminiumringe nur auf sehr kurze Distanz lesbar ist. Die Wiederfundrate beträgt ca. 15 %, Ablesungen von freilebenden Vögeln sind ohne Fang nur selten mittels Spektiv oder anhand von Belegfotos möglich.